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von Medienmitteilung, 24.08.2022

Stabswechsel am Theater an der Grenze

Stabswechsel am Theater an der Grenze
Simon Hungerbühler übergibt Programmhoheit an Michael Goldbach | © Inka Grabowski

Das Duo Hungerbühler/Auwärter hat sein letztes Programm zusammengestellt. Mit dem Umzug ins Kult-X sollen «neue Menschen neue Ideen umsetzen können». (Lesedauer: 8 Min.)

«Alles hat seine Zeit», so begründen die beiden Programmleiter Birgit Auwärter und Simon Hungerbühler ihren schrittweisen Rückzug nach acht Jahren Visieren, Planen, Organisieren Einladen und Gastgeben. «Eigentlich wollte ich vor zwei Jahren schon kürzertreten», sagt Simon, «aber damals hörte gerade Fritz Brechbühl als Präsident auf. Zwei Abgänge wollte ich dem Theater nicht zumuten. Dann kam der Umzug aus der Theaterscheune ins Kult-X – auch das war kein guter Zeitpunkt, um den Verein allein zu lassen.» Der Abschied von der eigenen Bühne bestärkte auch Birgit in ihrem Entschluss: «Mein Herz hing am alten Gebäude. Jetzt im neuen Haus sollen neue Menschen neue Ideen umsetzen können.»

Nachfolger bereitet sich vor

Nach der Generalversammlung des Trägervereins im November soll Michael Goldbach aus Tägerwilen offiziell in ihre Fussstapfen treten. Er war die vergangenen vier Jahre im Helferkreis dabei und freut sich nun darauf, die Vielfalt der Schweizer Kleinkunstszene noch näher kennenzulernen. «Ich arbeite aber lieber im Team und suche deshalb noch einen Kollegen oder eine Kollegin, damit wir die Aufgabe teilen können.» Derzeit wird der 46-Jährige eingearbeitet. Die ersten Schritte bei der Programmierung hat er schon getan. Er verpflichtete für den 5. November die Gruppe «Pelati Delicati», die ihre Version von Dantes «Divina Commedia» zeigen wird. «Ich selbst freue mich aber auch auf den Auftritt von Stefan Waghubinger am 15. Dezember», so Michael. «Ich mag die schnorrige Art des Kabarettisten.»

Rhaban Straumann und Elisabeth Hart mit "Wollen Sie wippen?"
Rhaban Straumann und Elisabeth Hart mit "Wollen Sie wippen?". z.V.g.

Volles Programm von September bis Dezember

Den Auftakt am 3. September bestreiten Rhaban Straumann und Elisabeth Hart, die das Lesetheater «Wollen Sie wippen» aufführen. Der Oltener (bekannt als Teil des Duos Strohmann-Kauz) und die Leipzigerin bringen die Geschichte einer Begegnung zwischen einer deutschen Frau und einem Schweizer Mann auf die Bühne im Kult-X. Eine Lesung der besonderen Art bietet am 17. September auch Ralf Schlatter. Er ist diesmal nicht als Teil von „schön&gut“ unterwegs, sondern präsentiert seinen Roman «Muttertag» mit Worten, Tönen und einer Live-Video-Installation. Es geht um den Abschied eines Sohns von seiner Mutter. «Das ist inhaltlich berührend und formal höchst interessant», sagt Simon Hungerbühler. Thematisch – nicht stilistisch – verwandt ist Judith Bachs Solo-Kabarettprogramm «Endlich» am 11. November. Die plaudernde Pianistin lässt ihre Bühnenfigur «Claire» erleben, dass ausgerechnet am Grab der Grossmutter Geschichten lebendig werden.

Amüsantes Infotainment gibt es am 25. September mit dem «Kunscht Cabaret». Der Regisseur Fabrizio Pestilli und die drei Schauspieler Manuel Schunter, Kevin Blaser und Joe Fenner machen sich über die Kunstwelt lustig, und das auf Hochdeutsch, Schweizerdeutsch, Italienisch und Englisch. Am 2. Oktober leistet das Theater an der Grenze einen unterhaltsamen Beitrag zur Gender-Debatte: Melanie Dörig und Meinrad Koch singen Appenzeller Volkslieder und zanken in Innerrhoder Dialekt über Mann- und Frau-Sein.

Search&Found im Dezember im Kult-X. z.V.g.
Search&Found im Dezember im Kult-X. Bild: z.V.g.

 

Kindertheater gehört zum gerne erfüllten Leistungsauftrag des Theaters an der Grenze, obwohl oft Plätze im Zuschauerraum frei bleiben. Deshalb ermutigen die scheidenden und der kommende Programmleiter explizit Erwachsene, sich mit zeitgenössischem Kindertheater auseinanderzusetzen. Die nächste Chance gibt es am 3. Dezember mit «Search&Found». Zwei Suchassistenten (Liliane Weber und Christine Camenzind) helfen verlorene Dinge wiederzufinden.

Wiedertreffen kann man im Theater an der Grenze Susanne Odermatt. Nach «Countdown oder Das Ticken der Eieruhr» und «Das kleine Pony» zeigt sie nun am 29. Oktober ihr neues Stück «Die Deutschlehrerin». Simon Hungerbühler sagt: «Eigentlich wollen wir immer etwas Neues bieten und nehmen nicht automatisch Künstler, bloss weil sie mit dem nächsten Programm kommen. Aber bei den Kulturschaffenden aus der Region machen wir eine Ausnahme. Denen wollen wir gern Auftrittsmöglichkeiten bieten, um das lokale Kulturleben zu fördern.» Das hat für Birgit Auwärter einen angenehmen Nebeneffekt: «Für mich war es in den vergangenen acht Jahren immer wieder faszinierend zu beobachten, wie sich Künstler entwickelt haben. Daran Teil zu haben, das war schön.»

Saisonstart mit Hart auf Hart

Rhaban Straumann und Elisabeth Hart (alias «Hart auf Hart») setzen sich am 3. September mit deutsch-schweizerischen Beziehungen auseinander - satirisch und mit feinem Humor, sprachlich ausgefeilt und präzise gespielt. Der Oltener, der auch als Teil des Duos Strohmann-Kauz bekannt ist, und die Leipzigerin bringen die Geschichte einer Begegnung zwischen einer deutschen Frau und einem Schweizer Mann auf die Bühne des Kult-X. Sie treffen sich immer wieder auf einem Spielplatz. Gemeinsam beobachten sie kleine Diktatoren im Sand und haben dabei die Grossen der Welt vor Augen. Er ergötzt sich am Leiden der Eltern, sie findet Gefallen an der Manipulation der Spielgeräte. Mit gebührender Distanz und ohne Moralkeule sprechen sie über gesellschaftliche relevante Themen. Und selbst oberflächliche Klischees erhalten in ihrer Unterhaltung Tiefgang, während sprachliche Differenzen kulturelle Unterschiede zu Tage bringen. Heisst es nun «Pi mal Daumen» oder «Handgelenk mal Pi»?

Die Veranstaltung beginnt um 20 Uhr im Kult-X,  Tickets über programm.theaterandergrenze.ch oder Buchhandlung Bodan, Hauptstrasse 35, Kreuzlingen.

Weitere Veranstaltungen unter https://programm.theaterandergrenze.ch

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