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von Inka Grabowsky, 08.05.2023

Das einzige seiner Art in der Ostschweiz

Das einzige seiner Art in der Ostschweiz
Das Wasserschloss benötigt dringend eine Auffrischung | © Inka Grabowsky

Seit 17 Jahren unterstützt ein Verein die Besitzer des Wasserschlosses Hagenwil bei Amriswil beim Erhalt des Monuments. Die TKB-Millionen könnte für dringende Baumassnahmen hilfreich sein. (Lesezeit: ca. 3 Minuten)

Geschätzt 30.000 Besucher kommen jedes Jahr ins Wasserschloss Hagenwil. Die meisten sind Gäste des Restaurants, feiern hier Hochzeiten, kommen zu Firmenanlässen oder laden Geschäftspartner ein. Die Festspiele mit dem Open Air Theater bringen jeweils etwa 2500 Zuschauer.

Kurz: Das Wasserschloss hat kantonale Bedeutung und eine überkantonale Ausstrahlung. Diese Voraussetzungen für die Gewährung von Mitteln aus dem Verkauf der TKB-Partizipationsscheine erfüllt die Institution unstrittig. Und nötig hätte das Wasserschloss eine Finanzspritze auch. Der Verein der Freunde des Wasserschlosses Hagenwil hat sich deshalb um 1,44 Millionen Franken beworben, damit das Gebäude weiter erhalten werden kann.

Die Wunschliste der Förderer

Konkret will der Verein grössere Arbeiten angehen, die nicht etappenweise erledigt werden können. Ganz oben auf der Wunschliste steht die Überprüfung der Statik des Dachstuhls. «Das Dach wurde in den neunziger Jahren neu gedeckt», sagt der Schlossbesitzer Andi Angehrn, «aber das ist nun eben auch schon über dreissig Jahre her. Und schon damals hiess es, man müsse bald etwas an den Balken tun.»

Vereinspräsident Bernhard Koch und Gastronom Andi Angehrn ziehen an einem Strang, um das Wasserschloss zu erhalten
Vereinspräsident Bernhard Koch und Gastronom Andi Angehrn wollen das Wasserschloss erhalten. Bild: Inka Grabowsky

 

Die Holzkonstruktion muss also «ertüchtigt» werden, wie es offiziell heisst. Der Augenschein zeigt: Das Dach ist völlig unisoliert. «Die Heizkosten waren immer horrend», erzählt der Schlossherr. «Aber im Januar konnten wir uns an die Holzschnitzelheizung eines Nachbarn anschliessen. Und dort verbrennen wir nur nachwachsenden Rohstoff unter anderem aus unserem eigenen Wald.»

Drittmittel sind eingeplant

Ebenfalls prioritär behandelt werden soll der Einbau eines Lifts. «Das ist ein langgehegter Wunsch, denn barrierefrei ist unser Haus bisher nicht», so Angehrn. Ausserdem wäre ein Lift naturgemäss hilfreich bei den Arbeiten oben im Haus. Zimmer im ersten Obergeschoss, die jetzt unter anderem als Personalunterkunft dienen, müssten renoviert und saniert werden. Im zweiten Stock existieren Räume, die mit ihren gotischen Bauteilen zum wertvollsten Bestand des Schlosses zählen. Aus ihnen könnten Ausstellungs-, Sitzung- oder Hotelzimmer werden.

«Barrierefrei ist unser Haus bisher nicht»

Andi Angehrn

Bisher gibt es nur zwei Räume für Gäste – einer besonders schick für die Hochzeitspaare, die sich im Grossmutterstübli zivilrechtlich und in der Kapelle kirchlich trauen lassen können. «Für all diese Projekte rechnen wir mit einer Bausumme von rund zwei Millionen», sagt Bernhard Koch, der Präsident des Vereins der Freunde des Wasserschlosses Hagenwil. «Wenn wir die beantragten 1,44 Millionen bekommen, dann generieren wir als Verein die fehlenden 600.000 über Spenden, Sponsoren oder unsere Beiträge.» Ausserdem dürfe mit einer Unterstützung durch die Denkmalpflege gerechnet werden.

Allein die Tapete aus dem Jahr 1786 ist eine Sehenwürdigkeit in den Räumen im 2. Obergeschoss.
Allein die Tapete aus dem Jahr 1786 ist eine Sehenswürdigkeit in den Räumen im 2. Obergeschoss. Bild: Inka Grabowsky

 

Erfolgreiches Engagement

Stolz zeigt der Vorstand, was in den vergangenen Jahren bereits erneuert wurde. Mit dem Grossmutterstübli und dem Rittersaal hatte es begonnen. Der untere Wehrgang ist 2020 fertig geworden. Noch sieht das Holz ganz frisch aus. Die Sanierung des oberen Wehrgangs – genutzt als Zusatzraum des Restaurants – hat 400 000 Franken gekostet. Aufgebracht wurde die Summe von Gönnern, die jeweils einen der vierzig Stühle für eine Spendensumme von 10 000 Franken kauften. Dafür sind ihre Namen nun an den Stuhlrücken angeschrieben.

Seit kurzem erstrahlt die Kapelle in altem Glanz, restauriert mit Hilfe einer Grossspende. Beigetragen haben aber auch das Bistum Basel sowie die katholischen Landeskirchen Thurgau und St. Gallen. Das Engagement aus St. Gallen ergab sich deshalb, weil das Wasserschloss einstmals dem Kloster St. Gallen gehörte. Zwischen 1684 und der Auflösung des Klosters 1805 durften die Äbte hier die Sommerfrische geniessen. 1806 kaufte es der Verwalter Benedikt Angehrn, der Vorfahr des heutigen Besitzers Andi Angehrn.

Der Verein steuert die grossen Bauvorhaben

Ein rund 800 Jahre altes Gebäude ist nie ganz fertig. Und es instand zu halten, würde die Einnahmen, die Andi Angehrn aus der Gastronomie erwirtschaftet, weit übersteigen. «Restaurant und Hotellerie bringen so viel ein, dass wir den laufenden Unterhalt berappen können. Und natürlich investieren wir in unsere Infrastruktur aus eigenen Mitteln.» Die neue Küche also hat der Verein nicht subventioniert. Er hatte sich 2006 gegründet, um beim Erhalt des Schlosses zu helfen. 650 Mitglieder haben sich inzwischen zusammengefunden.

«Restaurant und Hotellerie bringen so viel ein, dass wir den laufenden Unterhalt berappen können.»

Andi Angehrn

«Die Freunde des Wasserschlosses» zahlen Beiträge von 50 bis 500 Franken, was zu jährlichen Einnahmen von bis zu 60 000 Franken führt. Dieses Geld fliesst dann in Bauprojekte, die die Substanz des Wasserschlosses erhalten. Der Verein ist es auch, dem die 1,44 Millionen Franken zugesprochen würden, wenn das Volk die Verteilung genehmigt, wie Präsident Bernhard Koch erklärt: «Wir haben einen Vertrag mit dem Besitzer. Sollte er eines Tages das Schloss verkaufen, muss er die Gelder, die wir eingebracht haben, vollständig zurückzahlen.» Andi Angehrn schüttelt den Kopf. Seit sieben Generationen ist das Gebäude in der Familie. «Ich kann mir nicht vorstellen, es jemals abzugeben.»

 

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