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von Claudia Koch, 11.06.2021

Es weihnachtet sehr

Es weihnachtet sehr
Das Weihnachtsrelief von 1330/1340 aus St. Katharinental stammt aus der Werkstatt von Meister Heinrich und seinen Nachfolgern und ist international bekannt. | © Claudia Koch

Erst in sechs Monaten ist Weihnachten: Im Historischen Museum Thurgau kann man sich jederzeit in Festtags-Stimmung bringen. Teil 16 unserer Serie #Lieblingsstücke. (Lesedauer: ca. 2 Minuten)

Im Historischen Museum Thurgau in Frauenfeld gibt es wunderbare sakrale Kunst zu besichtigen. Darunter ein Weihnachtsrelief aus St. Katharinental, dessen Figuren durch ihren emotionalen Gesichtsausdruck eine neue Ära in der Holzbildhauerei einläuteten.

Eines gleich vorweg: Ich bin ein Fan von Kapellen, Kirchen und Klöstern. Keine Ortschaft, an der ich nicht kurz einen Blick in ein Gotteshaus werfen muss. Was mich daran fasziniert? Einerseits die Stille. Andererseits die Malereien, Skulpturen, Altare, Chorgestühle, Kreuze, farbigen Glasfenster und so weiter.

Ein Relief, das noch nicht komplett erforscht ist

Deshalb fiel mir die Wahl eines #lieblingsstücks aus dem Historischen Museum Thurgau leicht: Das Weihnachtsrelief Geburt Christi aus der Werkstatt von Meister Heinrich und seiner Nachfolger. Zwar handelt es sich bei dem Relief um ein international bekanntes Objekt. Alle Details konnten aber noch nicht erforscht werden.

«Das Relief ist um 1330/1340 entstanden. Stilistisch lässt sich das Eichenholzrelief der Werkstatt von Meister Heinrich und seiner Nachfolger aus Konstanz zuschreiben», sagt Sammlungskuratorin Christine Süry. Für diese Werkstatt spricht auch eine Beschreibung eines Kruzifixes in St. Katharinental, welches dem gleichen unbekannten Künstler zugeteilt wird. Welche Funktion das Relief hatte, konnte bisher nicht geklärt werden. Süry vermutet, dass die eher grosse Skulptur bei einem Altar gestanden hat. Vielleicht gar in einem Schrein hinter Türen, wo sich oftmals ein Schnitzwerk verbarg.

Maria wendet sich mit lieblichem Gesichtsausdruck dem Jesuskind zu, dieses lächelt mild zurück. Bild: Claudia Koch

St. Katharinental als mystisches Zentrum

Was ebenfalls für die Werkstatt von Meister Heinrich spricht, von der zwischen 20 bis 30 Werke bekannt sind, ist die Freiheit in der Gestaltung der Figuren. «Meister Heinrich hauchte den Gesichtern Emotionen ein, was zu jener Zeit völlig untypisch war. Entsprechend galten seine Werke als inspirierend und wurden kopiert. Er läutete damit eine neue Ära ein», sagt Süry.

Die Emotionen in den Gesichtern sollten beim Betrachter Gefühle auslösen und zur Meditation anregen. Dies sei ein wichtiges Element in der mittelalterlichen Mystik gewesen, in der das Dominikanerinnenkloster St. Katharinental seine Blütezeit erlebte, so Süry. Auch wollte der Künstler mit den verschiedenen aufwendigen Faltenwürfen sein Können unter Beweis stellen.

Esel und Ochse, Anmut und Innigkeit

Mich spricht vor allem aber die Lieblichkeit der Gesichter und der Gestik an: Maria, wie sie sich sanft lächelnd dem Jesuskind zuwendet, welches ihr Lächeln erwidert. Josef, auf der anderen Seite stehend, mit beschützendem Blick. Esel und Ochse, die wohlwollend aus der Mitte heraus die Szene betrachten. Eine Darstellung der Geburt Christi, wie sie anmutiger und inniger nicht sein könnte.

Auch der Esel und der Ochse, die das in Falten gelegte Tuch halten, dürfen auf dem Weihnachtsrelief nicht fehlen. Bild: Claudia Koch

 

 

Die Serie #Lieblingsstücke und wie Du mitmachen kannst

In unserer neuen Serie #Lieblingsstücke schreiben Thurgaukultur-KorrespondentInnen über besondere Kunstwerke im Kanton. Das ist der Start für ein grosses Archiv der beliebtesten Kulturschätze im Thurgau. Denn: Wir wollen auch wissen, welches ist Dein Lieblings-Kunststück aus der Region?

 

Skulpturen, Gemälde, historische oder technische Exponate, Installationen, Romane, Filme, Theaterstücke, Musik, Fotografie - diese #Lieblingsstücke können ganz verschiedene Formen annehmen. Einige der vorgestellten Werke stehen im öffentlichen Raum, manche sind in Museen zu finden, andere wiederum sind vielleicht nur digital erlebbar. Die Serie soll bewusst offen sein und möglichst viel Vielfalt zulassen.

 

Schickt uns eure Texte (maximal 3000 Zeichen), Fotos, Audiodateien oder auch Videos von euch mit euren Lieblingswerken und erzählt uns, was dieses Werk für euch zum #Lieblingsstück macht. Kleinere Dateien gerne per Mail an redaktion@thurgaukultur.ch, bei grösseren Dateien empfehlen wir Transport via WeTransfer.

 

Oder ihr schreibt einen Kommentar am Ende dieses Textes oder zum entsprechenden Post auf unserer Facebook-Seite. Ganz wie ihr mögt: Unsere Kanäle sind offen für euch!

 

Alle Beiträge sammeln wir und veröffentlichen wir sukzessive im Rahmen der Serie. Sie werden dann gebündelt im Themendossier #lieblingsstücke zu finden sein.

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