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Verliebt in Mozart

Verliebt in Mozart
Steile Karriere: Die aus Luzern stammende Sopranistin Regula Mühlemann hat sich einen Namen gemacht in der Welt der Oper. Am 18. Januar singt sie nun auch in Frauenfeld. | © Shirley Suarez

Sie gilt als Star-Sopranistin aus der Schweiz: Die aus Luzern stammende Sängerin Regula Mühlemann hat in den vergangenen Jahren eine beachtliche Karriere hingelegt. Ein Gespräch über Karrierewege, Alltagsglück und was wirklich zählt im Leben.

Nicht alles ist immer so wie es scheint. Liest man zum Beispiel den Lebenslauf der Sopranistin Regula Mühlemann, dann klingt das alles so als habe sich für sie immer alles sehr leicht gefügt. Gesangstudium an der Hochschule Luzern, währenddessen erste Erfahrungen auf der Opernbühne des Luzerner Theaters, danach Engagements in Venedig, Zürich und Baden-Baden. In der Verfilmung von Carl Maria Webers „Der Freischütz" spielt sie 2010 das Ännchen, sie wird immer bekannter und steht schliesslich mit Grössen wie Rolando Villazon und Cecilia Bartoli auf den Bühnen dieser Welt.

„Ja, ich weiss, dass klingt alles sehr geradlinig", sagt Regula Mühlemann, wenn man sie auf ihren Karriereweg anspricht. „Tatsächlich ging es natürlich auch bei mir auf und ab, es dauerte alles sehr viel länger als es nun im Rückblick aussieht", sagt die 30-Jährige. Sieben Jahre hat sie Gesang studiert. Sie kennt die Zweifel, die man haben kann, wenn nicht alles sofort glatt läuft. „Es gab schon ein paar Momente in denen ich zu Papa gegangen bin und geheult habe. Ich war einfach unsicher. Wusste nicht, ob das nicht alles zu lange dauert und ob ich überhaupt gut genug bin für das, was ich will", bekennt sie offen.

So klingt Regula Mühlemann mit ihren Mozart-Arien

Heute ist sie sicherer. Der Erfolg hat den Glauben an ihr Talent gestärkt. Kein Wunder, fast alle ihre Auftritte werden nahezu hymnisch von den Feuilletons besprochen, die Neue Zürcher Zeitung nannte ihre Stimme „glockenrein, hell und leuchtend". Auch ihre im vergangenen Jahr bei Sony veröffentlichte CD mit Mozart-Arien wurde sehr euphorisch aufgenommen. Das Fachblatt „Opernwelt" machte das Album zur „CD des Monats", der Berliner Tagesspiegel lobte ihren „verführerisch-dunklen und mysteriösen Timbre" und sprach von einer „süchtig machenden Debut-CD" und im Kulturradio hiess es auf ihrem Album werde Mozart wieder wie ein Land, das es neu zu entdecken gelte. Ihr Vertrag mit dem grossen Label umfasst noch zwei weitere CD-Produktionen in den nächsten Jahren. Man plant mit ihr. Läuft also gerade ziemlich gut für Regula Mühlemann.

Kann auch verträumt-ängstlich gucken: Die Sängerin Regula Mühlemann. Bild: Shirley Suarez

Dass sie überhaupt mal auf den glanzvollen Bühne dieser Welt stehen würde, hat sich bei der Luzernerin relativ spät ergeben. In ihrer Familie habe man zwar immer viel gesungen, sie sei vollkommen natürlich mit Musik aufgewachsen. Aber: „Bis zur Matura wusste ich eigentlich nicht, dass ich Gesang studieren möchte. Für mich war das immer ein Hobby, hatte aber lange nicht gedacht, dass ich daraus mehr machen könnte", erklärt die 30-Jährige im Gespräch. Auch dass es dann in Richtung Oper gehen würde, hat sich erst im Studium ergeben. „Ich habe gemerkt, dass da auch schauspielerisches Talent ist und bin dann weiter diesen Weg gegangen. Die Leidenschaft für die Oper kam dann dazu. Irgendwann war klar, dass es das ist, was ich machen möchte", sagt sie.

Mit der Zeit kamen dann die Engagements und Rollen. Erst kleinere, später auch grössere. Ob ihr das was bedeutet, dass sie nun Karriere gemacht hat? Die Sängerin zögert kurz und sagt dann: „Karriere an sich hat mir noch nie etwas bedeutet. Es ging mir immer vor allem um das Singen. Schöner Nebeneffekt der Karriere ist allerdings, dass es immer tollere Angebote gibt und man die Möglichkeit bekommt mit anderen tollen Künstlern zusammenzuarbeiten. Das geniesse ich schon", gibt sie zu. Sie merkt auch, dass sich das Publikum verändert, das zu ihren Auftritten kommt. „Inzwischen kommen die auch meinetwegen", sagt sie. Das sei ein schönes Gefühl.

Manchmal fühle sie sich so, als führe sie ein Doppelleben, sagt sie

Durch ihren Beruf ist sie viel unterwegs. Gibt heute hier ein Konzert, morgen dort. Die aktuelle Tournee führt sie unter anderem nach Zürich, Turin, Beirut, Los Angeles, Chicago und Dresden. „Ich mag das eigentlich dieses Unterwegs-Sein. Ich entdecke gerne neue Städte, bin sehr neugierig", erläutert sie. EInerseits. Andererseits vermisse sie aber auch Familie und Freunde, wenn sie durch die Welt reist. Deshalb versuche sie dann möglichst viel Zeit mit ihnen zu verbringen, wenn sie mal wieder etwas länger in der Heimat ist. „Familie und Freunde sind einfach sehr wichtig für mich, das ist das was wirklich zählt im Leben. Das darf nicht zu sehr unter der Karriere leiden", meint sie. Dabei ist es nicht immer ganz einfach, alles unter einen Hut zu bekommen. „Manchmal fühle ich mich auch so als führte ich ein Doppelleben: eines Zuhause und eines draussen in der Welt. Aber ich komme noch ganz gut klar damit", sagt sie.

Wenn sie nun am Mittwoch, 18. Januar, im Stadtcasino Frauenfeld gemeinsam mit dem Kammerorchester Basel (Dirigent: Umberto Benedetti Michelangeli) auftritt, bringt sie einen alten Bekannten mit: Wolfgang Amadeus Mozart. Das Konzert steht unter dem Titel „Mozart Gala", Regula Mühlemann hat schon viele Rollen aus Mozarts Werk gespielt. Woran das liegt? „Ich fühle mich bei ihm sängerisch sehr wohl, fühle mich auch aufgehoben", sagt sie. Ihr gefallen auch die Figuren, die in Mozarts Werken auftauchen. „Das sind authentische Figuren mit allen Abstufungen wie es sie auch im echten Leben gibt", erklärt die 30-Jährige. Und für sie auch wichtig: „Mozart zeigt einem auch, was man noch lernen muss."

Die Arien, die sie in Frauenfeld singen wird, seien ihre Lieblingsarien von Mozart, sagt sie noch. „Das sind wirklich brillante Stücke, ich freue mich auf jeden Abend, an dem ich sie singen darf."

Video: Art-TV.ch hat Regula Mühlemann in einem Beitrag porträtiert

 

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