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14.05.2018

IBK will die Freie Szene sichtbarer machen

IBK will die Freie Szene sichtbarer machen
Der Vorarlberger Landesrat für Kultur Dr. Christian Bernhard bei seiner Begrüssung. | © IBK/Landespressestelle Vorarlberg, W. Micheli

Unterschiedliche Förderungen und Steuersysteme, unterschiedliche Sprachfärbungen und Vorlieben beim Publikum: Grenzen und ihre Überwindung waren das dominierende Thema beim Kulturforum der Internationalen Bodensee-Konferenz Ende April in Dornbirn. Die IBK hatte dazu Vertreterinnen und Vertreter der darstellenden Künste aus der „Freien Szene“ aller Bodensee-Anrainerländer eingeladen.

Der Befund der Vorarlberger Dramaturgin und Regisseurin Barbara Herold in ihrem Impulsreferat war ernüchternd: „Fast alle befragten Kompanien würden gerne grenzüberschreitend arbeiten, sind aber zermürbt von den Bedingungen.“ Die Kulturförderungen seien von Land zu Land sehr unterschiedlich, viele würden nur Arbeiten im eigenen Land unterstützen. Vorarlberg sei da eine erfreuliche Ausnahme. Zudem gebe es wenig Offenheit bei den Veranstaltern, wird Herold in einer Medienmitteilung der IBK zitiert. 

Der Vorarlberger Kultur-Landesrat Christian Bernhard ermutigte denn auch zu einer „offenen Diskussion über die Möglichkeiten zur Stärkung der Freien Szene“: „Sie gibt wesentliche kreative Impulse für das Kulturschaffen in der Vierländerregion. Eine Region, die sowohl durch Einheit als auch durch Vielfalt geprägt ist und damit ganz im Zeichen der Europäischen Idee steht. Wir müssen uns auf Bedürfnisse und Anforderungen einer vielfältigen Gesellschaft einlassen und damit auch die Möglichkeiten und Bedürfnisse einer freien Szene unterstützen.“ Das Kulturforum der Internationalen Bodensee-Konferenz biete den Kulturschaffenden und den Veranstaltern eine Chance zur grenzüberschreitenden Vernetzung, heisst es in der Medienmitteilung.

Eins von drei Podien am IBK-Kulturforum mit Moderatorin und Mit-Organisatorin Brigitta Soraperra (rechts)

Eins von drei Podien am IBK-Kulturforum mit Moderatorin und Mit-Organisatorin Brigitta Soraperra (rechts). Bild: IBK/Landespressestelle Vorarlberg, W. Micheli

Grenzen bei Publikum und Veranstaltern

Grenzen gibt es nicht nur bei den öffentlichen Förderungen, sondern auch beim Publikum: Manche Künstlerinnen und Künstler sind nur innerhalb eines Landes bekannt, auch die Sprachfärbungen bilden Barrieren. Die Kulturveranstalterinnen und -veranstalter reagieren entsprechend vorsichtig auf Anfragen von jenseits der Grenze: „Manche Produktionen aus Vorarlberg funktionieren vielleicht noch einigermassen in Liechtenstein, aber bei uns in der Schweiz nicht mehr so gut“, schilderte etwa Hans Bärtsch vom „Freien Kino Mels“.

Auch zwischen etablierten staatlichen Institutionen und den freien Gruppen gibt es Gräben: „Ein Haus mit festem Ensemble belegt dieses zu allererst mit seinen eigenen Produktionen und die Lücken können dann - eventuell - durch freie Gruppierungen gefüllt werden“, konstatierte Sarah Müssig vom Kulturamt der Stadt Konstanz. Schwierig seien schon Kooperationen von Häusern innerhalb des eigenen Landes, berichtete Wolfgang Hauck vom Verband Freie Darstellende Künste Bayern.

Umgekehrt gibt es das Bedürfnis vieler Künstlerinnen und Künstler, sich an neuen Orten zu präsentieren: „Wir würden gerne viel mehr am Bodensee spielen. Das geht aber fast nur über persönliche Kontakte“, schilderte etwa Stefan Colombo vom Theater Sgaramusch aus Schaffhausen.

Austausch fördern

Für Margrit Bürer, Vorsitzende der IBK-Kommission Kultur, sind die Grenzen Realität – und doch kein Hindernis: „Wir lassen das wie weg.“ Die IBK-Kommission Kultur richte den Blick lieber „auf das, was geht, was sich umsetzen lässt“. Die grosse, grenzüberschreitende Beteiligung am Kulturforum nennt Bürer ermutigend. „Die Frage ist nicht mehr ‚Wollen wir miteinander?‘ sondern ‚Auf welche Art wollen wir miteinander?‘“. (tgk) 

Teilnehmende des Kulturforums beim Austausch zu den dringendsten Fragen.

Teilnehmende des Kulturforums beim Austausch zu den dringendsten Fragen. Bild: Landespressestelle Vorarlberg, W. Micheli
 

Das IBK-Kulturforum

Das Kulturforum der Kommission Kultur der Internationalen Bodensee-Konferenz (IBK) findet alle zwei Jahre zu einem anderen Thema statt. Es bietet einem Fachpublikum, vornehmlich aus dem Bereich der Kulturförderung der Länder und Kantone aus der Bodenseeregion, Raum für Begegnung, Austausch und Reflexion. Das diesjährige Kulturforum richtete das Land Vorarlberg aus.

 

Die IBK: Die Internationale Bodensee-Konferenz (IBK) ist die gemeinsame Plattform der Regierungen der Länder und Kantone Baden-Württemberg, Schaffhausen, Zürich, Thurgau, St.Gallen, Appenzell Ausserrhoden, Appenzell Innerrhoden, Fürstentum Liechtenstein, Vorarlberg und Bayern. Ziel der IBK ist es, die Bodenseeregion als attraktiven Lebens-, Natur-, Kultur- und Wirtschaftsraum zu erhalten und zu fördern und die regionale Zusammengehörigkeit zu stärken. Sie bildet den Kern eines breit gefächerten Netzwerkes der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit in der Bodenseeregion. Weitere Informationen unter www.bodenseekonferenz.org 

 

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